C1 - C4 Mardorfer Platt und Geschichten
Mardorf liegt an der Schnittstelle zwischen dem südwestlichen Engrisch (z. T. Ostwestfälisch) mit dem südöstlichen Calenbergisch und dem nördlichen Nordniedersächsisch (mit dem nordöstlichen Lüneburgisch und dem nordwestlichen Nienburger Platt).
Das Mardorfer Platt wiederum hat sich aber gegenüber diesen umliegenden und inzwischen z. T. sehr angepassten Dialekten wegen der langen Abgeschiedenheit des Ortes behauptet. Im Vergleich werden hier immer noch die jeweils älteren Wörter und Formen gesprochen, gekennzeichnet auch durch viele Vereinfachungen gegenüber dem Hochdeutschen.
Vor 1945 wird bei offiziellen Anlässen und amtlichen Vorgängen auch auf dem Lande zwar Hochdeutsch geschrieben, aber sonst nur "Platt“ gesprochen, während in den Städten fast nur noch "gebildetes" Deutsch vorherrscht.
Die ländliche Bevölkerung "kürt" (spricht) in Mardorf, "köert" in Schneeren, "snackt" in Steinhude und "praat" hinter Nienburg - es ist alles "Platt". Auch wenn ganz unterschiedliche niederdeutsche Dialekte oder sogar benachbarte Sprachen aufeinandertreffen, so ist trotzdem immer eine gute Verständigung untereinander möglich und es ist eben auch ein Teil der jeweiligen Identität.
"Et Mardröpske Platt", das Wörtebuch kann in der Touristinfo Mardorfer Straße 8b und im Museum Mardorfer Straße 8a zu den Öffnungszeiten erworben werden (5,00 €).
C1 - C4 Mardorfer Platt und Geschichten .pdf
Aussprache: [ Lautschrift ] ( Erklärung ) Beispiele
Vokale
Die Länge der Vokale ergibt sich durch den einfachen oder doppelten Gebrauch mit folgenden Besonderheiten im Mardorfer Platt:
ä [æ] (langes ä) äten, bäter, fägen
äö [æ:œ] (langes ä in ö übergehend) läöter, släöter
oe [o:u] (langes o in u übergehend) genoeg, goed
öe [œ:e] (langes ö in e übergehend) genöegen
y [ei:] ys, fyr, hy (wie im Englischen – ay) / im Schwedischen – ej / im Niederländischen – ij / im Flämischen und Afrikaans – y)
Konsonanten
Bei einem nachfolgenden Vokal kommt es zur Verdopplung des Ursprungslautes bei den Konsonanten: d, f, k, l, m, n, p, t !
Beispiele: bed-bedden / buf-buffen / bak-bakken / bal-belle / üm-ümme / in-inne / kop-köppe / mat-matten
Weitere Besonderheiten
c [ts] (tse: / wie "ts" oder "z" im Deutschen, aber nur für Fremdwörter) cipoorln, policei, plac
gg [g] (g verdoppelt) poggen, seggen, plaggen
g [g] (als Inlaut-g nach langem Vokal) daage, wäge, hööger, genöegen,
g [x] (che: / Inlaut-g nach kurzem Vokal oder vor t ) knögen, segt
g [x] (Auslaut-g wie "ch" im Deutschen) dag, weg, nöödig,
j [j] (je: / wie "j" im Französischen) jie, garaaje, lütj
ks [ks] (wie "x" im Deutschen) ksülofoon, taksi, klaks
kw [kv] (wie "qu" im Deutschen) kwatsk, kwitjen, skwadroon, biskwiet
ng [ŋ] (nasalierte ng-Endung) sing, bring
nk [ŋ] (nasalierte nk-Endung) sinken, swank
sch [ş] (wie "sch" im Deutschen) schoele,
s [z] (im Inlaut wie stimmhaftes "s" im Deutschen) müüse, suugen, haase
s [s] (es / im Auslaut wie stimmloses "s" oder "ß" im Deutschen) muus, moes, has
ss [s] ("s" verdoppelt / im Inlaut) hassen, harkelsse, wamssen, ranssen
sk,sl,sm,sn,sp,st,sw (nicht als "sch", sondern nur als "s" gesprochen) skandaal, dwatsk, slag, smeer, sny, aspekt, stum, rust, swien
sr [sr] (ursprünglich nicht als "sch" gesprochen, inzwischen aber auch wie im Deutschen möglich) sriem=schriem / srin=schrin / sruum=schruum
tj [c] (etwa zwischen "tj" und "tsch" im Deutschen) lütjen,bitjen,artje,boltjen,butjer,kwitjen
ts [ts] (wie "c" oder "z" im Deutschen) hetsen, platsen, tsoor, dwatsk
v [v] (wie "v" im Englischen) vaase, aaver, fieve
w [w] (wie "w" im Englischen / nur ältere Substantive) waater, swien
("Soe as dat fröer was ... 1999 von Otto Gerberding Mardorf Nr.84)
Teil 2: Niedersachsenlied / "Wark un landwirtschap" - 3,5 MB
Teil 3: "Dansfergnöegen" - 3,7 MB
Teil 4: "Leem in'r geselschap" - 6 MB
Teil 5: "Mardröpske originaale" - 3,9 MB
Teil 6: Dat'e mien lyfste bist ... / "Hogtied in dörpe" - 3,3 MB
Teil 7: "Hannel un wannel" - 3 MB
Teil 8: Mardorfer Lied / "Kneepe" - 3 MB
Teil 9: "Uuse spierle as kinner" - 3,2 MB
Teil 10: Nog in 100 joorn / "Uuse wünske" - 1,1 MB
In der Schaumburger Landschaft wird unsere Niederdeutsche Sprache gepflegt und erforscht (Datenbank auch mit Mardorfer Platt in Arbeit)!
Am 1.Mai 2010 wurde die Kiepenfrau (Foto) auf dem Aloys-Bunge-Platz in Mardorf als Holzskulptur „De Mardröpske Kiepenfroe mit Hoho-Kerl“ des Warmsener Bildhauers Holger Döpke feierlich von Undine Wichmann (Spenderfamilie) enthüllt.
Die alte Legende besagt, dass früher die Bauersfrauen mit schweren Kiepen auf den Rücken übers Land zogen und Butter und Eier verkauften. Wenn sie an einer hohlen Eiche vorbeikamen, wurde die Kiepe plötzlich so schwer, als ob einer in der Kiepe saß und sang: Ho! Ho! Ho! Es soll ein Förster gewesen sein, der ein von ihm geschwängertes Mädchen getötet und hier versteckt haben soll. Nach seinem Tod spukte er hier öfter herum.