Realgemeinde Mardorf
Schon vor dem 30-jährigen Krieg organisiert sich die Gemeinschaft von selbständigen Bauern auf den Hofstellen Nr.1. bis Nr.19 in Mardorf unter einem Vorsitzenden, dem Bauermeister. Die gesamte Gemarkung Mardorf gehört dieser Gemeinschaft. Nach 1700 sind es dann 27 Hofstellen - die 27 Bauern (Nr.1 - Nr.27).
Mit der „Theilung der Gemeinheiten“ 1777 entsteht die Realgemeinde Mardorf (als staatlich anerkannter Realverband).
Seit 1827 gibt es eine "politischen Gemeinde" mit dem vom Amt eingesetzten Bürgermeister (Bauermeister). Dazu kommen zwei Vorsteher (vor Ort gewählt). Die Genossenschaft der Realeigentümer hat aber weiterhin ihren eigenen Vorsitzenden. Die politische Gemeinde übernimmt im Laufe der Zeit fast alle vorher eigenständigen Wege-, Schul- und Kirchenflächen.
1866 vereinnahmt Preußen das Kgr. Hannover und die reine Selbstverwaltung der Realgemeinde endet.
Seit 1878 werden die meisten Forstflächen in Mardorf in zwei eigenständigen Forstinteressentenschaften (A und B) organisiert. Seit 2018 vereint in einer gemeinsamen Interessentenschaft.
Der größte Umbruch für Mardorf kommt aber am 17.1.1891 mit der "Theilungs- und Verköppelungssache in der Mardorfer Feldflur". Mit dem Ende am 4.12.1908 ist Mardorf neuaufgeteilt in ein schachbrettartiges Parzellen- und Wegenetz. Danach bleiben bei der Realgemeinde „lediglich“ die damals wertlosen Moor- und Waldflächen sowie "unwirtschaftliche" Nordufergrundstücke direkt am Meer. Nach 1900 scheidet die Nr.25 aus dem Verbund aus und die Nr.47 nimmt den Platz ein.
Die „27 Mardorfer Bauern“ (Nr.1-7 als Halbmeier, Nr.8.-21 als Großkötner, Nr.22 u. 23 als Kleinkötner, Nr.24 als Kirchkötner, Nr.26 u. 27 als Kleinkötner und Nr.47 als ehemalige selbständige Realgemeinde).
1913 erhält die Realgemeinde ein Statut!
Trotz großen Drucks werden erst 1944 die Ämter der beiden „Gemeinden“ zusammengelegt.
Noch bis in die 1960er Jahre werden durch Hand- und Spanndienste der Bauern viele Vorhaben der Gemeinde Mardorf erst ermöglicht. Diese und andere Probleme im Ort werden seit alters her in der jährlich bei einem der Krugwirte stattfindenden "Maiversammlung" besprochen und abgestimmt. Inzwischen findet die Gemeinde- und Jagdversammlung aber jeweils am 30.April abends im Schützenhaus statt.
Mit der Gebietsreform 1974 ist die Realgemeinde wieder selbständig. Heute ist sie neben der Region Hannover als einer der beiden Hauptanlieger des Nordufers unverzichtbar für die touristische Entwicklung in Mardorf.
Museumsscheune "demper, dösker un meer"
Die alte Scheune "Hinterm Dorf" wird Anfang 1930 gebaut für die gemeinschaftliche Kartoffel-Dämpfmaschine (demper) und Dreschmaschine (dösker).
Nachdem das Gebäude dafür nicht mehr gebraucht wird, hat die Realgemeinde viele alte und seltene "bäuerliche Arbeitsgeräte und Landmaschinen" gesammelt und der "Nachwuchs" hat daraus die sehenswerte Ausstellung "Landwirtschaftliche Museumsscheune der Realgemeinde Mardorf" geschaffen.